Migration wird durch eine Reihe von Push- und Pull-Faktoren verursacht, einschließlich der Wahrnehmung von und Narrative über bestimmte Orte. Narrative über ein besseres Leben an einem anderen Ort haben schon immer dazu beigetragen, menschliche Migrationstrends zu formen - die Art und Weise, wie sie dies tun, ist jedoch noch nicht ausreichend erforschen. In unserer immer komplexer werdenden Informationslandschaft können solche Erzählungen zudem auf eine Art und Weise zirkulieren und sich weiterentwickeln, die schwer zu verfolgen oder vorherzusagen ist. Es können Darstellungen über Migrationsrouten, Transit- und Ankunftsländer entstehen, die nicht der Realität entsprechen; schlimmer noch, böswillige Akteure (wie Menschenhändler) können soziale und alternative Medien nutzen, um wissentlich falsche Darstellungen zu verbreiten. Solche Fehlinformationen und Desinformationen können die Sicherheit potenzieller Migranten und anderer Personen auf vielfältige Weise gefährden.
Das von der EU finanzierte Projekt PERCEPTIONS, an dem 27 Forschungseinrichtungen aus 15 Ländern beteiligt sind, untersucht, wie Europa und die EU von Menschen gesehen werden, die dorthin eingewandert sind oder dies beabsichtigen.
Das Projekt erforscht die Erzählungen, die über die EU in drei außereuropäischen Transitländern (Algerien, Ägypten, Tunesien), vier Ankunftsländern im Mittelmeerraum (Zypern, Griechenland, Italien, Spanien), zwei Transitländern auf dem Landweg (Bulgarien und Kosovo) und drei Endzielländern (Belgien, Deutschland, Vereinigtes Königreich) kursieren - d.h. entlang der Gesamtheit dieser gemeinsamen Migrationskorridore (westliches, zentrales und östliches Mittelmeer). Das Projekt nutzt ein innovatives Mixed-Methods-Forschungsdesign, das qualitative Interviews mit aktuellen und potenziellen Migranten, Migrationspolitikern und Praktikern (z.B. Strafverfolgungsbehörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen) mit der Stimmungs-, Inhalts- und Netzwerkanalyse von Social-Media-Beiträgen zum Thema Migration kombiniert.
Das SINUS-Institut hat zwei wichtige Aufgaben übernommen: die Entwicklung des Ethics Framework des Projekts und das Gesamtdesign der Forschung, die in allen Zielländern durchgeführt wird. Darüber hinaus hat SINUS Feldforschung mit Migranten und Migrationsfachleuten in Deutschland durchgeführt und die Ergebnisse des Projekts einem iterativen Usability-Test unterzogen.
Das Projekt PERCEPTIONS wurde für eine Finanzierung durch das Forschungs- und Innovationsprogramm H2020 der Europäischen Union (H2020-SU-SEC-2018-2019-2020) unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 833870 ausgewählt und läuft von September 2019 bis Februar 2023.
Neben der Vorlage regelmäßiger Forschungsberichte an die Europäische Union hat PERCEPTIONS Länderberichte, aktuelle Berichte, Analysen von Kommunikationskampagnen und -instrumenten sowie Policy Briefs erstellt. Unter Einbeziehung von Netzwerken von Künstlern mit Migrationshintergrund hat PERCEPTIONS außerdem ein einzigartiges kreatives Kommunikationsprogramm in Auftrag gegeben: Reframing the European Dream. Diese Arbeiten werden auf der Projektplattform zusammengestellt, die in ihrer endgültigen Fassung auch ein Netzwerkforum für Migrationsfachleute enthalten wird.
Im Rahmen des Projekts sind von SINUS-Mitarbeitern auch peer-reviewte Veröffentlichungen entstanden (z. B. Ethics in Data Collection on Migration and ICT: A Guideline for Researchers and Practitioners).