Landtagswahlen 2019: Warum wählt der Osten so anders?

Der Osten tickt anders – so könnte man nach den letzten Landtagswahlen in Thüringen, Brandenburg und Sachsen vermuten. Doch die Sinus-Milieus zeigen: „Die“ Ostdeutschen wählen nicht anders als „die“ Westdeutschen, sondern es sind die gleichen gesellschaftlichen Milieus, die in beiden Landesteilen ähnlich wählen. Das schreibt die Bertelsmann Stiftung in Ihrer Publikation „Einwurf“ (Ausgabe 3/2019), die auch in englischer Sprache verfügbar ist. 

Landtagswahlen 2019: Warum wählt der Osten so anders? Landtagswahlen 2019: Warum wählt der Osten so anders?

Nicht regionale Herkunft, sondern soziale Milieus und Lebenslagen prägen die Wahlentscheidung

Das Wahlverhalten spiegelt eine neue gesellschaftliche Konfliktlinie, die in Ost- und Westdeutschland sehr ähnlich verläuft. Denn: Viel größer als die Wahl-Unterschiede zwischen Ost- und West-Deutschland, sind die Unterschiede zwischen sozialen Milieus und Lebenslagen, wie sie die Sinus-Milieus abbilden.

Gesamtdeutsche Konfliktlinie zwischen Modernisierungsskeptikern und Modernisierungsbefürwortern

Doch wie verläuft diese neue Konfliktlinie? Dazu schreibt die Bertelsmann Stiftung: „Die Wahlerfolge der Rechtspopulisten verlaufen auch in Deutschland entlang einer neuen gesellschaftlichen Konfliktlinie zwischen Modernisierungsskeptikern und Modernisierungsbefürwortern. Die modernisierungsskeptischen Milieus sehen sich sozial, ökonomisch und kulturell als Verlierer gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse, fühlen sich von der etablierten Politik nicht mehr hinreichend repräsentiert, sind unzufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie, verlieren ihr Vertrauen in die demokratischen Institutionen und wenden sich von den etablierten Parteien ab.“

„Die Milieus der Modernisierungsbefürworter empfinden genau das als eine Gefährdung von Demokratie und gesellschaftlichem Fortschritt. Die sich daraus ergebende neue, das Land stark polarisierende Konfliktlinie verläuft aber nicht zwischen Ost- und Westdeutschland, sondern diagonal durch die gesamte Gesellschaft. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche und damit auch gesamtdeutsche Konfliktlinie, und folgt in Ost- und Westdeutschland sehr ähnlichen soziokulturell Mustern.“ Entsprechend wählen die jeweiligen Milieus in Ost- und Westdeutschland ähnlich und reproduzieren eine Konfliktlinie aus der Bundestagswahl 2017.

AfD als modernisierungsskeptische Milieupartei

Die großen Unterschiede zwischen den Wahlergebnissen in Ost- und Westdeutschland können weiterhin durch die Größe der jeweiligen Milieus in den beiden Landesteilen erklärt werden. So sind die typischen AfD-Wählermilieus in Ost-Deutschland stärker vertreten als in West-Deutschland und die Nicht-AfD-Wählermilieus sind im Osten schwächer vertreten als im Westen. Weiterhin zeigt sich ein Verdichtungseffekt: „Je stärker und räumlich konzentrierter die modernisierungskritischen AfD-Milieus der Prekären und der Bürgerlichen Mitte in Ostdeutschland vorkommen, umso höher fällt auch das Wahlergebnis der AfD aus“, fasst die Bertelsmann Stiftung zusammen.

Mehr dazu auch in einem Interview mit Studienautor Dr. Robert Vehrkamp (Demokratieexperte Bertelsmann Stiftung).

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