Repräsentativumfrage unter Jugendlichen für BARMER 2022 / 2023

Im Auftrag der BARMER hat das SINUS-Institut im Oktober 2022 eine repräsentative Online-Befragung unter 2.001 Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren durchgeführt. Die Erhebung war eine Wiederholung der Studie aus dem Jahr 2021, erweitert um zusätzliche Fragestellungen im Bereich Zukunftssorgen, Klimawandel und Gesundheit. Zum Einsatz kam auch das Sinus-Modell für jugendliche Lebenswelten (Sinus-Jugendmilieus). Die Themen der Befragung waren:

  • Zukunftsoptimismus und Lebenszufriedenheit
  • Corona-Krisenbewältigung
  • Cyber-Mobbing
  • Klimawandel & Gesundheit
  • Digitales Gesundheits-Informationsverhalten

Die Studie 2022/2023 zeigt u.a.:

Jugendliche blicken optimistisch in die eigene Zukunft, aber pessimistisch in die Zukunft Deutschlands bzw. der Welt. Obwohl drei Viertel der Jugendlichen (eher) optimistisch in die eigene Zukunft blicken, verzeichnet dieser allgemeine persönliche Zukunftsoptimismus einen Rückgang von insgesamt 6% gegenüber 2021. Die Zukunft der Gesellschaft in Deutschland sehen die Jugendlichen sowohl sehr viel pessimistischer als ihre persönliche, als auch vor allem dramatisch schlechter als 2021: Derzeit ist eine Mehrheit der Jugendlichen (57%) nicht optimistisch hinsichtlich der Zukunft Deutschlands eingestellt (Rückgang um 19% gegenüber 2021). Am schlechtesten wird jedoch die Zukunft der Welt bewertet. Nur 35% der befragten Teenager (2021: 44%) sind optimistisch, was die Zukunft der Welt angeht. Die große Mehrheit der 14- bis 17-Jährigen ist aber auch 2022 trotz aller Sorgen und einer pessimistischen Bewertung der Zukunft von Land und Welt im Großen und Ganzen zufrieden mit dem eigenen Leben.

Kriege sind das größte Sorgenthema für die Zukunft, aber auch der Klimawandel steht bei den Jugendlichen hoch oben auf der Sorgenskala. Mädchen machen sich bei allen abgefragten Themen größere Sorgen als Jungen. Dies trifft auch auf die (psycho-)sozialen Corona-Konsequenzen zu, für die Mädchen sensibler sind als Jungen. Mangelnde Vergemeinschaftung und Passivität werden von den Jugendlichen auch 2022 am stärksten problematisiert. Die Sorge vor eigener Ansteckung mit Covid geht deutlich zurück, dennoch bleibt ein hohes Problemempfinden, wie z.B. Einsamkeit oder die Furcht, andere anzustecken. Zudem ist die Sorge, im Leben etwas zu verpassen, zwar leicht gesunken, aber dennoch für eine breite Mehrheit immer noch ein Problem (2022: 61%; 2021: 64%).

Insgesamt haben sich Cyber-Mobbing-Erfahrungen um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Ob als Beobachter*innen, Opfer oder Täter*innen: 59 Prozent der Jugendlichen haben – unabhängig von Alter, Geschlecht oder Bildung - bereits Cybermobbing-Erfahrung. Manche sind dabei sogar mit verschiedenen Perspektiven vertraut. Mobbing findet wie 2021 vor allem auf WhatsApp statt. Am häufigsten werden Beleidigungen ausgesprochen und Gerüchte in die Welt gesetzt, zudem hat der Ausschluss aus Gruppen stark zugenommen. Das Nahumfeld – und dabei insbesondere die Eltern – sind weiterhin die bevorzugten Anlaufstellen; die Anzahl derer, die sich an niemanden wenden möchten, nimmt gegenüber 2021 aber deutlich zu. Die Eltern stellen auch 2022 die wichtigste Hilfe für betroffene Jugendliche dar (und einzig mehrheitlich), Freund*innen gewinnen an Bedeutung. Fast jede*r Fünfte (und damit noch mehr als 2021) hat aber keine Hilfe bekommen.

Eine Mehrheit der Jugendlichen betrachtet wie 2021 alle gelisteten Maßnahmen gegen Cyber-Mobbing als hilfreich, aber die Wahrnehmung der Wirksamkeit hat auf breiter Front nachgelassen. Die Jugendlichen bauen dabei vor allem auf das Verständnis und die Unterstützung der Eltern. Zur Vermeidung von Cyber-Mobbing stellen das konsequente Löschen von mobbenden Personen und auffälligen Posts, (noch) mehr Aufklärung und eine zentrale Erfassungsstelle wichtige Handlungsfelder dar. Den Schulen stellen die Jugendlichen kein gutes Zeugnis bei den Aktivitäten und Angeboten gegen Cyber-Mobbing aus. Sie sehen häufig entweder kein oder kein hilfreiches Konzept.

Die Relevanz von Gesundheit ist 2022 noch einmal deutlich höher als 2021. Für 78% der Jugendlichen ist das Thema Gesundheit sehr wichtig, für 45 % hat es absolute Priorität. Und auch in Zukunft erwartet die Hälfte einen weiteren Bedeutungszuwachs.

Klimawandel als Thema hat insgesamt an Wichtigkeit gegenüber 2021 eingebüßt, ist aber immer noch einer Mehrheit der Jugendlichen (2022: 51%; 2021: 59%) „sehr wichtig“ (Werte 8 bis 10 auf einer 10-Skala von 1=überhaupt nicht wichtig bis 10=super wichtig). Betrachtet man die Werte von 7 bis 10 auf der Skala, so sind es bereits zwei Drittel der Jugendlichen (66%), die dem Thema Wichtigkeit beimessen. Und der Klimawandel macht nahezu unverändert einer Mehrheit der Jugendlichen Angst.

Die größte Klimaangst der Jugendlichen ist auch 2022 die Zunahme extremer Wetterphänomene, gefolgt von der Furcht vor dem Verlust von Lebensraum für Tiere und Menschen. Knapp ein Viertel der Jugendlichen hat große Sorgen wegen negativer Folgen für die Gesundheit. Am wenigsten fürchten sich die Jugendlichen wie 2021 vor verstärkter Migration als Folge des Klimawandels. Wenn nach dem größten zu erwartenden gesundheitlichen Problem gefragt, so gelten für ein knappes Viertel tropische Erkrankungen als das gravierendste. Aber genauso häufig können die Jugendlichen sich auch nicht auf ein bestimmtes festlegen. Die persönliche Handlungsbereitschaft, etwas gegen den Klimawandel zu tun, ist unter Jugendlichen stark ausgeprägt. Bei Mobilitätsaspekten ist der Konsens breit, bei Mediennutzung und Ernährungsverhalten radikaler Verzicht aber keine Option. Mädchen zeigen besonders hohe, bereits benachteiligte Jugendliche eher verhaltene Handlungsbereitschaft.

Information zu Gesundheitsthemen in Verbindung mit Bewegtbildern bleiben das favorisierte Medium, wobei Instagram besonders stark zulegt. Weiterhin beliebt bleiben Nachrichtenmedien und Behörden-Webseiten. Es sind auch 2022 vor allem Mädchen, die sich zu Gesundheitsthemen im Netz informieren. Psychische Probleme stehen weiterhin weit vorn auf der Themenliste. Jugendliche schätzen die Qualität der Informationen aus offiziellen Kanälen, auch wenn sie sie im Alltag nicht immer aktiv nutzen. Informationen aus persönlichen oder „inoffiziellen“ Kanälen werden 2022 insgesamt etwas häufiger als hilfreich betrachtet, haben aber vor allem bei formal niedriggebildeten Gruppen einen Vertrauensvorschuss.

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