Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Die Corona-Krise stellt die ganze Welt vor große Herausforderungen. Deutsche, Österreicher und Schweizer sind auf den ersten Blick gleicher Meinung: Die Gefahr durch Corona ist sehr groß. Doch welche positiven und negativen Folgen erwartet man aufgrund der Corona-Krise? Und wie wird die Arbeit der jeweiligen Regierungen bewertet?

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Selten zuvor war man sich so einig: Über 90% der Deutschen, Österreicher und Schweizer sind der Meinung, man müsse die Bedrohung durch das Corona-Virus ernst nehmen. Etwa 60% der Befragten in jedem der drei Länder sagen sogar, dass man die Bedrohung sehr ernst nehmen müsse. Dabei zeigt sich ein Alterseffekt in allen Ländern: Je älter die Befragten, desto ernster wird die Bedrohung genommen. Das ist das Ergebnis von repräsentativen Online-Umfragen des SINUS-Instituts in Zusammenarbeit mit seinem Partner INTEGRAL.

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Große soziale Unterschiede in Gefahrenwahrnehmung in Deutschland

Nicht alle Deutschen nehmen die Corona-Krise gleich ernst, zeigen die Ergebnisse im Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus®. Eine besonders starke Bedrohung erkennt das Milieu der Liberal-Intellektuellen, so nehmen 76% dieser Gruppe die Gefahr durch das Coronavirus sehr ernst. "Die aufgeklärte Bildungselite der Gesellschaft erkennt vielschichtige Auswirkungen der Corona-Krise und ahnt, dass sie das Potenzial zu umfassenden sozialen Umwälzungen hat", erläutert Dr. Silke Borgstedt, Director Research & Consulting am SINUS-Institut. Mit 54% deutlich weniger ernst - aber immer noch mehrheitlich - nimmt das Milieu der Hedonisten die Corona-Gefahr wahr. "Die spaß- und erlebnisorientierte untere Mittelschicht lebt möglichst unbekümmert und spontan. Die Gefahr durch Corona wird zwar erkannt, aber man ist weniger zu Verhaltensänderungen bereit, die den bisherigen Lifestyle einschränken", erklärt Borgstedt. Das Sorgenniveau in den Zukunftsmilieus der Adaptiv-Pragmatischen und Expeditiven, also der Mitte und der Elite der Zukunft, liegen im Durchschnitt.

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Positive Auswirkungen auf Organisation des Berufslebens erwartet, aber negative Folgen für Reiseverhalten - Deutliche Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und Schweiz

Die Corona-Krise wird zweifellos Spuren in der Gesellschaft hinterlassen, es werden positive wie negative Auswirkungen erwartet. Mit den stärksten positiven Folgen rechnet man in der Organisation des Berufslebens, wie etwa der Möglichkeit zu Home-Office. 85% der Österreicher, 81% der Schweizer und 66% der Deutschen erwarten in diesem Bereich positive Auswirkungen. Auch auf das Gesundheitsbewusstsein erwartet man einen positiven Einfluss, am stärksten in Österreich (77%), gefolgt von der Schweiz (69%) und Deutschland (64%). Hingegen vermutet man die deutlichsten negativen Auswirkungen im Reiseverhalten, insbesondere in Deutschland (54%) und in Österreich (53%), in der Schweiz erwarten dies nur 44%.

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Österreicher bewerten die Krisenarbeit ihrer Regierung am besten, gefolgt von den Schweizern - Deutsche sind am kritischsten

Um die umfassenden Auswirkungen abzufedern und die Corona-Krise zu bewältigen, hat die Politik in den vergangenen Wochen weitreichende Maßnahmen getroffen. In Österreich und der Schweiz ist man deutlich zufriedener mit der Krisenpolitik als in Deutschland: So bewerten 81% der Österreicher die aktuellen Maßnahmen ihrer Regierung unter Bundeskanzler Sebastian Kurz als sehr oder eher gut. Die Schweizer stellen ihrer Regierung ebenfalls ein gutes Zeugnis aus: 70% bewerten die bisherige Krisenarbeit des Bundesrates sehr oder eher gut. In Deutschland beurteilt zwar immer noch die Mehrheit die bisherige Arbeit der Regierung im Zusammenhang mit der Corona-Krise sehr oder eher positiv (52%), dennoch äußern sich die Deutschen im Ländervergleich deutlich zurückhaltender.

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Krisenpolitik wird nicht von allen sozialen Milieus gleichermaßen unterstützt

Doch nicht alle Deutschen sind gleichermaßen zufrieden mit der Krisenpolitik, zeigen erneut die Ergebnisse im Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus®. Besonders positiv - nämlich mit 66% Zustimmung - bewertet das Milieu der Konservativ-Etablierten die Regierungsarbeit. "Das klassische Establishment unserer Gesellschaft hat eine große Affinität zu Disziplin und Ordnung und befürwortet generell klare Strukturen, Regeln und Anweisungen, was in einer Krisensituation besonders gefragt ist", erläutert Dr. Silke Borgstedt, Director Research & Consulting am SINUS-Institut. Deutlich weniger positiv, also mit 28% Zustimmung, fällt die Bewertung im Milieu der Prekären aus. "Die - auch in Normalzeiten - um Teilhabe bemühte Unterschicht in Deutschland fühlt sich durch die Krise noch stärker als Benachteiligte der Gesellschaft und durchlebt eine Verstärkung ohnehin vorhandener Zukunftsängste", erklärt Borgstedt.

Während die gesellschaftliche Mitte der Zukunft - das Milieu der Adaptiv-Pragmatischen - durchschnittlich zufrieden (58% positive Bewertung) mit der Krisenpolitik ist, ist die Elite der Zukunft - das Milieu der Expeditiven - deutlich kritischer (41%). Dr. Silke Borgstedt (SINUS-Institut) erläutert die Gründe: "Die Adaptiv-Pragmatischen sind bereit, sich gesellschaftlichen Veränderungen anzupassen und üben selten Kritik am Status Quo. Hingegen sind die Expeditiven stark freiheitsorientiert, fühlen sich also durch die aktuelle Krisenpolitik besonders eingeschränkt. Weiterhin ist diese Gruppe vor allem in Berufen beschäftigt, die stark unter den Regierungsmaßnahmen leiden, wie etwa Freischaffende oder Jungunternehmer".

Corona-Umfrage: Große Sorgen in Deutschland, Österreich und Schweiz

Vertrauen in Gesundheits- und Sozialwesen, Polizei und Regierungen stark gewachsen

Großer Vertrauensgewinner der Corona-Krise ist das Gesundheitswesen, denn für 44% der Deutschen genießen Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Sanitäterinnen mehr Vertrauen als vor der Krise. Knapp dahinter folgen humanitäre Organisationen wie das Rote Kreuz bzw. die Caritas (40%), die Polizei (37%), die Bundesregierung (33%) und die Landesregierungen (32%). Am meisten Vertrauen verlieren hingegen EU-Institutionen wie die EU-Kommission (47% der Deutschen vertrauen der EU-Kommission weniger als vor der Krise) und das Europäische Parlament (45%).

Der Blick zu den Nachbarn verrät: In jedem Land haben andere Akteure federführend in der Krise agiert. "Unsere Daten zeigen eindeutig: Nur wer in einer Krise präsent handelt und Verantwortung übernimmt, der gewinnt das Vertrauen der Menschen", erklärt Manfred Tautscher, Geschäftsführer des SINUS-Instituts. So gewinnen in Österreich besonders die Regierung (64%), das Gesundheitswesen (62%) und humanitäre Organisationen (60%) an Vertrauen, in der Schweiz sind es Gesundheitswesen (61%), Regierung (51%) und Armee (48%).

Methodische Hinweise

In Deutschland wurde eine standardisierte Onlinebefragung in der Zeit vom 27.03.-30.03.2020 im Online-Access-Panel der respondi AG durchgeführt.

Basierend auf soziodemografischen Stammdateninformationen der Panelteilnehmer wurde eine zufällig ausgewählte Stichprobe von n=1.014 Sinus-Milieu-verorteten Männern und Frauen im Alter von 18-69 Jahren gezogen und repräsentativ nach Alter, Geschlecht, höchstem Bildungsabschluss, Region und Sinus-Milieu-Zugehörigkeit quotiert.

In Österreich wurde eine standardisierte Onlinebefragung mit 972 Befragten in der Zeit vom 27.03.-30.03.2020 im Online-Access-Panel der INTEGRAL Markt- und Meinungsforschung durchgeführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die österreichische Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren.

In der deutschsprachigen Schweiz wurde eine standardisierte Onlinebefragung mit 894 Befragten in der Zeit vom 27.03.-01.04.2020 im Online-Access-Panel der respondi AG durchgeführt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die Deutschschweizer Bevölkerung zwischen 18 und 69 Jahren.

Über das SINUS-Institut

Die SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH mit Standorten in Heidelberg und Berlin, ist seit über 40 Jahren Spezialist für psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung. Das Institut entwickelt Strategien für Unternehmen und Institutionen, die den soziokulturellen Wandel als Erfolgsfaktor nutzen.

Ein zentrales Tool dafür sind die Sinus-Milieus® - ein Gesellschafts- und Zielgruppenmodell, das Menschen nach ihren Lebenswelten in "Gruppen Gleichgesinnter" zusammenfasst. Die Sinus-Milieus® zählen seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und einflussreichsten Segmentationsansätzen und sind mittlerweile für über 40 Länder verfügbar.

SINUS kooperiert eng mit dem Schwesterunternehmen INTEGRAL Marktforschung in Wien, Österreich.

Weitere Informationen über SINUS unter www.sinus-institut.de und auf Facebook.

Kontakt für Rückfragen

SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH

Susanne Ernst
Telefon: +49 6221 8089-26
Mail: presse@sinus-institut.de

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