Hohe Preise: Nur noch jeder Zweite kann sparen

Dieser Text ist eine Pressemitteilung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) vom 24.10.2022.

Das SINUS-Institut und das IW haben eine gemeinsame repräsentative Online-Studie durchgeführt und die Ergebnisse als Pressemitteilung und als IW-Kurzbericht Nr. 87 veröffentlicht.

Foto von Christian Dubovan auf Unsplash

Der Krieg in der Ukraine treibt die Preise für Strom und Gas in die Höhe. Die Belastungen werden von den Deutschen immer deutlicher wahrgenommen. So können bereits heute immer weniger Menschen Geld zurücklegen, wie eine neue Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gemeinsam mit dem SINUS-Institut zeigt.

Konnten 2020 noch 70 Prozent der Deutschen regelmäßig Geld beiseitelegen, sieht sich aktuell nur noch jeder Zweite (50 Prozent) dazu in der Lage. Das zeigt eine repräsentative Online-Umfrage, für die 2.010 Teilnehmer befragt wurden. Besonders stark ist der Rückgang bei denjenigen, die im Monat weniger als 1.500 Euro zur Verfügung haben: 2020 konnte hier gut jeder Dritte (35 Prozent) etwas zurücklegen, zuletzt war es nur noch jeder Fünfte (20 Prozent).

Auch die Mitte ist finanziell betroffen

Die Verschlechterung der Sparfähigkeit reicht bis tief in die Mittelschicht hinein: So können etwa nur noch 52 Prozent der Befragten mit einem bedarfsgewichteten Einkommen zwischen 2.000 und 2.500 Euro sparen, vor zwei Jahren waren es noch 80 Prozent. Die Gutverdiener der Gesellschaft spüren derweil weniger Einschränkungen: 2020 legten 93 Prozent von ihnen Geld zurück, aktuell immerhin noch 85 Prozent. Im Schnitt kann jeder Sparer hierzulande monatlich 550 Euro beiseitelegen, wer zwischen 3.000 und 4.000 Euro zur Verfügung hat, kann 710 Euro sparen.

Gaspreisbremse muss Verunsicherung abbauen

Die Energiepreiskrise besorgt nicht nur viele Deutsche, sondern kostet auch Wohlstand. Besonders die stark steigenden Preise für Gas und Strom machen sich bemerkbar: 67 Prozent der Befragten berichten von starken finanziellen Belastungen durch teure Energie. Die weitreichenden Teuerungen kommen in gesellschaftlichen Schichten an, die sich bisher geschützt fühlten. „Die Krise ist in der Mitte angekommen, in der Sparen lange Zeit zum bürgerlichen Selbstverständnis gehörte“, sagt Tim Gensheimer vom SINUS-Institut. „Gerade für die ältere, nostalgische Mitte kommen finanzielle Einschränkungen einem Gesichtsverlust gleich und erschüttern das sichergeglaubte Wohlstandsversprechen.“

Vor diesem Hintergrund sei die Gaspreisbremse politisch richtig und wichtig, so IW-Ökonom Matthias Diermeier: „Sie gibt wirtschaftlich und sozial Sicherheit. Dennoch muss klar sein, dass Energiesparen nach wie vor unverzichtbar ist.“

Zur Methodik: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat gemeinsam mit dem Markt- und Sozialforschungsinstitut SINUS zwischen dem 1. und dem 14. September 2022 online 2.010 Menschen zwischen 18 und 75 Jahren befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für die Merkmale Alter (18 bis 75 Jahre), Geschlecht, Bildung und Wohnsituation und wurde an die Einkommensstruktur der Langzeit-Haushaltsbefragung Sozio-oekonomisches Panel (SOEP) 2020 angepasst.

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