Studie: Zusammenarbeit mit AfD wird deutlich stärker abgelehnt als Zusammenarbeit mit Linke

Nicht erst nach der Regierungsbildung in Thüringen und dem anschließenden politischen Beben sprachen sich viele Politiker*innen und Parteien gegen Kooperationen mit AfD und Linke aus. Eine repräsentative Online-Umfrage des SINUS-Instituts zeigt: Die Mehrheit der Deutschen lehnt eine Zusammenarbeit mit der AfD ab. Doch wie steht die Bevölkerung zu einer Zusammenarbeit mit der Linken? Entspricht eine Gleichstellung von „linker“ und „rechter“ Gefahr dem Empfinden der Deutschen? Und bei welcher Partei befindet sich die politische Mitte?

Studie: Zusammenarbeit mit AfD wird deutlich stärker abgelehnt als Zusammenarbeit mit Linke

Zusammenarbeit mit AfD wird von einer Mehrheit abgelehnt

Nach der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) zum Ministerpräsidenten von Thüringen durch die Stimmen der AfD sprachen sich verschiedene Politiker*innen und Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD aus. Diese Haltung wird von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt, denn 53% halten dies für richtig. 29% sind der Meinung, dass über eine Zusammenarbeit mit der AfD von Fall zu Fall entschieden werden müsste, während 18% es falsch finden, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten. Das ist ein Ergebnis einer repräsentativen Online-Umfrage  des SINUS-Instituts. Die meisten Befürworter innen für diese Entscheidung finden sich bei Anhängerinnen der Grünen (77%) bzw. bei SPD-Anhänger innen (73%) (CDU/CSU: 68%, Linke: 66%, FDP: 56%, andere Partei: 51%, AfD: 3%).

Die Zusammenarbeit mit der AfD wird auf Bundesebene am stärksten abgelehnt (55% unterstützen die Nicht-Zusammenarbeit), gefolgt von der Landesebene (53%) und Kommunalpolitik (51%).

Das Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus® zeigt, dass insbesondere traditions- und statusorientierte Lebenswelten die Entscheidung, nicht mit der AfD zusammenarbeiten zu wollen, überdurchschnittlich häufig falsch finden.

Im gleichen Zuge sprachen sich einige Politiker*innen und Parteien gegen eine Zusammenarbeit mit der Linken aus. Diese Aussage wird von 20% der Bevölkerung unterstützt. 51% der Deutschen sagen, darüber müsse von Fall zu Fall entschieden werden, während 29% es falsch finden, grundsätzlich nicht mit der Linken zusammenzuarbeiten. Am stärksten befürwortet wird der Ausschluss einer Zusammenarbeit von Menschen, die der AfD nahestehen (44%), gefolgt von CDU/CSU- und FDP-Anhänger innen (jeweils 34%) (andere Partei: 17%, SPD: 13%, GRÜNE: 12%, Linke: 2%).

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Bevölkerung schätzt die Gefahr von rechts deutlich größer ein als die Gefahr von links

45% der Deutschen sind der Meinung, dass die Gefahr von rechts größer ist als von links, während 12% sagen, dass die Gefahr von links größer ist als von rechts. Allerdings ist ein Drittel der Deutschen (34%) der Meinung, dass die Gefahr von links und rechts gleich groß ist. 9% erkennen keine Gefahr von rechts oder links.

Die politische Bedrohung wird von verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich wahrgenommen – das zeigt die Analyse nach dem Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus®. „Die Gleichgestellung von linker und rechter Gefahr entspricht nicht dem Empfinden der Bevölkerung. Entscheidend für die Gefahrenwahrnehmung ist die grundlegende Werteorientierung einer Gruppe. So nehmen insbesondere die kosmopolitisch orientierten Milieus die Gefahr von rechts überdurchschnittlich wahr, während traditionsorientierte Gruppen diese Gefahr eher als unterdurchschnittlich bewerten. Im Gegensatz dazu schätzen diese traditionsorientierten Milieus die Gefahr von links überdurchschnittlich größer ein als die Gesamtbevölkerung“, erklärt Norbert Schäuble, Gesellschafter des SINUS-Instituts.

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Alle wollen Mitte sein – AfD-Anhänger*innen stufen AfD deutlich mittiger ein als die Gesamtbevölkerung

Üblicherweise werden Parteien in ein Links-Rechts-Schema eingeordnet. Gemessen auf einer Skala von 0 (=links) und 10 (=rechts) stuft die Bevölkerung CDU (5,1), CSU (5,5) und FDP (4,9) nahe der Mitte ein. „Die FDP wird knapp links der Mitte und links der CDU eingeordnet und wird aus dieser Positionierung heraus nach dem Thüringen-Manöver in Sonntagsfragen abgestraft“, ergänzt Norbert Schäuble, Gesellschafter des SINUS-Instituts. Die Mitte-links-Parteien SPD und Grüne werden deutlich weiter links verortet (SPD: 3,8 bzw. Grüne: 3,5). Linke (1,5) und AfD (8,2) werden den jeweiligen politischen Rändern näher zugeordnet als der Mitte.Dabei ist auffällig, dass AfD-Anhänger*innen ihre Partei deutlich näher der Mitte einstufen als die Gesamtbevölkerung (Anhänger*innen: 6,7 vs. Gesamtbevölkerung: 8,2). Im Gegensatz dazu platzieren Linke-Anhänger*innen ihre Partei sogar linker als die Gesamtbevölkerung (Anhänger*innen: 1,5 vs. Gesamtbevölkerung: 1,4).

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Methodischer Hinweis

Die Onlinebefragung wurde in der Zeit vom 14.02.-20.02.2020 im Online-Access-Panel der respondi AG durchgeführt.

Basierend auf soziodemografischen Stammdateninformationen der Panelteilnehmer*innen wurde eine zufällig ausgewählte Stichprobe von n=1.000 Männern und Frauen im Alter von 18-69 Jahren gezogen und repräsentativ nach Alter, Geschlecht und höchstem Bildungsabschluss quotiert sowie nach Sinus-Milieu-Zugehörigkeit nachgewichtet.

Über das SINUS-Institut

Die SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH mit Standorten in Heidelberg und Berlin, ist seit über 40 Jahren Spezialist für psychologische und sozialwissenschaftliche Forschung und Beratung. Das Institut entwickelt Strategien für Unternehmen und Institutionen, die den soziokulturellen Wandel als Erfolgsfaktor nutzen.

Ein zentrales Tool dafür sind die Sinus-Milieus® - ein Gesellschafts- und Zielgruppenmodell, das Menschen nach ihren Lebenswelten in „Gruppen Gleichgesinnter“ zusammenfasst. Die Sinus-Milieus® zählen seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und einflussreichsten Segmentationsansätzen und sind mittlerweile für über 40 Länder verfügbar.

SINUS kooperiert eng mit dem Schwesterunternehmen INTEGRAL Marktforschung in Wien, Österreich.

Weitere Informationen über SINUS unter www.sinus-institut.de und auf Facebook.

Kontakt für Rückfragen

SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH
Susanne Ernst
Telefon: +49 6221 8089-0
Mail: presse@sinus-institut.de

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