Schätzen Journalist*innen den Nachrichtenwert von Ereignissen ähnlich ein wie die Bevölkerung?

Nachrichten-Journalist*innen berichten über aktuelle Ereignisse und wählen Meldungen für die Berichterstattung aus. Dabei berücksichtigen sie den Nachrichtenwert eines Ereignisses, also inwiefern dieses berichtenswert ist.

Doch messen Journalist*innen Ereignissen den gleichen Nachrichtenwert bei wie die Bevölkerung? Oder bewerten Medienschaffende die Wichtigkeit von Themen anders als es ihre Zielgruppe tut?

Das haben Dr. Maya Görtz, Caroline Mendel und Caroline Kleine-Besten vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk untersucht.

Methode: Bewertung von 19 Nachrichten in einer Repräsentativbefragung mit Sinus-Milieus & Befragung unter Journalist*innen

Dazu wurden 2.000 Personen in einer Repräsentativbefragung mit Sinus-Milieus 19 fiktive Meldungen vorgelegt, deren Nachrichtenwert beurteilt werden sollte. Zwecks Vergleich nahmen auch 37 Journalist*innen diese Bewertung der gleichen 19 Meldungen vor.

Ergebnis: Sinus-Milieu-Zugehörigkeit haben höhere Erklärungskraft als Geschlecht, Alter oder Bildungsniveau der Befragten

Die Ergebnisse fassen die Autorinnen wie folgt zusammen: „Journalist*innen im Bereich Erwachsenennachrichten schätzen den Nachrichtenwert von Meldungen zumeist deutlich höher ein als ihre Zielgruppe. Dabei liegen sie tendenziell näher an den Hochgebildeten als an den Niedriggebildeten, der Unterschied in der Bewertung ist aber dennoch eklatant. Während Geschlecht und Bildung der befragten Erwachsenen nur relativ wenige Unterschiede offenlegen, zeigt die Auswertung nach Sinus-Milieus deutlich mehr Erklärungsrelevanz. Auch hier zeigen die höhergebildeten Milieus oft ein größeres Interesse. Es wird aber deutlich, dass es auf die Themen und ihre (vermutete) Nähe zu den Werten und Lebenswelten der Menschen ankommt. Hier würde es sich für Journalist*innen lohnen, sich mehr mit den Rezipient*innen und deren Orientierung auseinanderzusetzen.“

Die ausführlichen Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift TelevIZIon (Heft 34/2021/2) erschienen:

Veröffentlichung:

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